Unser Dorf Rixfeld
 


Tod und Beerdigung
Vor Jahrhunderten gab es auch in unserem Dorf Sippen- oder Familiengräber, wie sie heute noch auf dem Totenköppel bei Meiches zu sehen sind. Zu jedem Haus gehörte eine eigene Grabstätte, in der Familienangehörigen beigesetzt wurden. Eine schöne Sitte, zu wissen an dem Ort einmal begraben zu werden an dem die eigenen Vorfahren ihre letzte Ruhe gefunden haben.
Nach und nach ging man immer mehr dazu über Verstorbene in Reihengräber zu bestatten.
Seit jeher aber war bei uns die Erdbestattung üblich. Das Erscheinungsbild der Friedhöfe wandelte sich ständig. Die Gestaltung der Grabsteine änderte sich im Laufe der Zeit immer wieder.







Das Grab von Johannes Karl Eiffert, meinem Großvater mütterlicherseits, 

inmitten eines Gräberfeldes, Aufnahme von 1920







Lange Zeit war der Friedhof von Rixfeld „am Horst“ angesiedelt. Da das Gelände seinerzeit als Baufläche benötigt wurde, entschloss sich die Gemeinde 1849 einen neuen Friedhof weiter östlich unseres Dorfes anzulegen. (Siehe Abhandlung: Historischer Grabstein).
In unserem Dorf war es üblich, dass Nachbarn das Grab aushoben, manchmal waren es sogar Angehörige aus der Familie. Später übernahm diese Arbeit der Totengräber. In neuerer Zeit heben städtischen Mitarbeiter ein Grab mit dem Bagger aus.
Das Sterben ist ein Teil unseres Lebens. Fast jeder hat den Wunsch, daheim sterben zu können. wenn möglich im Beisein seiner Angehörigen. Auf dem Dorf war dies relativ einfach, da man in Großfamilien lebte, oft drei oder sogar vier Generationen unter einem Dach.
Bis Mitte des 20. Jahrhunderts konnte jede beliebige Person eine Leichenschau vornehmen. Danach war diese durch einen Arzt vorgeschrieben.
War jemand verstorben, wurde der Leichnam gewaschen, gekämmt und angekleidet. Meist zog man ihm seine beste Kleidung an. Die Hände wurden über der Brust gefaltet. So aufgebahrt blieb der Verstorbene bis zur Beerdigung drei Tage im Zimmer liegen, wie es Vorschrift war. Für die Angehörigen eine Zeit, in der sie Abschied nehmen konnten.
Man öffnete ein Fenster, damit „die Seele hinausfand“, so die Überlieferung. Beim örtlichen Schreiner bestellte man den Sarg, der in Handarbeit gefertigt wurde.
Am Tag der Beerdigung versammelte sich die Trauergemeinde am Haus des Toten. Der Pfarrer fand zur Aussegnung Worte des Trostes und spendete seinen Segen. Danach setzte sich der Trauerzug unter dem Geläut der Kirchenglocken in Bewegung. Sechs Nachbarn trugen den Sarg zum „Gottesacker“. Zwei weitere Personen begleiteten diesen mit zwei Böcken. Von Zeit zu Zeit musste eine Rast eingelegt werden. Der Sarg wurde auf den Böcken abgestellt und die Sargträger konnten sich kurz ausruhen
Beim „letzten Gang“ durch das Dorf zum Friedhof ging der Pfarrer ganz vorne vor dem Sarg, dahinter die engsten Familienangehörige, gefolgt von der Trauergemeinde.
Am Grab angekommen fand das Begräbnis statt. Neben der Traueransprache des Pfarrers, einem Rückblick auf das Leben des Verstorbenen, Vaterunser und Segen ließen die Träger den Sarg in die Grube. Nach den engsten Angehörigen gingen viele der Trauergäste ebenfalls ans Grab. Um Abschied zu nehmen, streute oder warf man Erde auf den Sarg. In Anlehnung an die Dreifaltigkeit wiederholte man dies drei Mal.
War der Tode Mitglied im Gesangverein oder im Posaunenchor wurden die Trauerfeierlichkeiten von den Vereinen musikalisch mitgestaltet. Gegebenenfalls gab es noch einige Nachrufe und Würdigungen für den Verstorbenen.
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Zum Ende des Begräbnisses lud der Pfarrer im Namen der Angehörigen die Anwesenden zum Trauerkaffee, oder Tröster, wie es anderen Ortes hieß, ins Trauerhaus ein. Die Nachbarfrauen übernahmen die Bedienung. Angeboten wurden Trauerweck (Milchbrötchen) mit Butter; ein Schnaps durfte dabei nicht fehlen. Erst viel später wurden zusätzlich belegte Brote und Kuchen gereicht.
Mit dem Errichten einer Friedhofshalle, die am 26.Nov. 1972 eingeweiht wurde, änderte sich die bisherige Tradition.  Den Leichnam bahrte man in dem neuen Gebäude auf, von wo aus die Beerdigung stattfand.
Urnengräber gab erst später mit der Feuerbestattung.


                                                          Gräberfeld um die Jahrtausendwende