Unsere Kirche
Eine eigene Kirche konnte Rixfeld schon früh aufweisen.
Bereits 1516 gab es eine Kapelle „unserer lieben Frauen, an der Hasel“, die der Heiligen Jungfrau Maria gewidmet war. (Das Gotteshaus wurde im „letzten Willen“ einer Agnes Riedesel erwähnt, einer geb. von Hopfgarten.)
Ein Kirchenumbau sei erwähnt, der im ersten Viertel des 17. Jahrhunderts durchgeführt wurde. Die Kirche erhielt einen Fachwerkoberbau und wurde scheinbar auch erweitert.
Im Laufe der Jahre baufällig geworden, musste sie im Jahr 1740 abgerissen werden. Im gleichen Jahr errichtete man eine neue Fachwerkkirche mit geschindelten Wetterseiten, wie sie im Vogelsberg üblich waren.
1773 wurde die alte Stockhäuser Orgel an die Rixfelder Kirchengemeinde verkauft. Nachdem Orgelbaumeister Wegmann in Frankfurt/M. das Instrument für 150 fl wieder in einen brauchbaren Zustand gebracht hatte, leistete sie in Rixfeld noch über hundert Jahre gute Dienste.
Die Gemeinde Rixfeld musste zu den Baukosten zur Stockhäuser Mutterkirche ihren Beitrag leisten. Ab 1845 wurde sie von diesen Zahlungen befreit.
1856 bekam Rixfeld zwei neue Glocken mit folgenden Inschriften:
1. 69 cm hoch: „Gegossen durch Ph. H. Bach Sohn in Windecken 1856“
2. 56 cm hoch: „Ph. Heinrich Bach goß mich für die Gemeinde Rixfeld 1834 Greb Beigeordneter“
Für 730 fl restaurierte Weißbinder Hermig aus Alsfeld im Jahr 1873 das Innere der Kirche von Grund auf.
In den 1890er Jahren erhielt die Kirche eine neue Orgel, die vom früheren Lehrer in Rixfeld und späteren Seminarlehrer in Friedberg, Andreas Kirchner *, gestiftet wurde. Sie wurde von Orgelbauer Eifert aus Thüringen geliefert und kostete 12 000,-- Mark.
(*Sein Grabmal, unter Denkmalschutz gestellt, steht noch heute als Gedenkstein auf unserem Friedhof.)
Die 1914 zu Kriegsmaterial eingeschmolzene Glocke des Rixfelder Geläuts konnte im Jahr 1921 wieder ersetzt werden. Über 3000,-- Mark waren dafür in der Gemeinde gesammelt worden.
Am 14. August wurde die neue Glocke aus Bronze in einem feierlichen Gottesdienst durch Pfarrer Gengnagel geweiht. Sie trug folgende Inschrift: „O Land, Land, Land höre des Herren Wort“
„Geweiht in der Nacht der Not und Plage, klang ich entgegen dem kommenden Tage, Rixfeld 1921“
Nachdem das Dorf Rixfeld 1927 an das allgemeine Stromnetz angeschlossen worden war, erhielt die Kirche eine elektrische Fußheizung. Für 2 300,-- Mark wurde diese von der Firma Hardt aus Lauterbach installiert. Die Summe wurde aufgebracht durch freiwillige Spenden der Ortseinwohner von 800,-- Mark, einer Spende von Frau Katharina Keefins aus Amerika von 1400,-- Mark und den Rest aus den Kirchen- und Gemeindekassen.
Zum Ende des 2. Weltkrieges, am 29. März 1945, beim Einmarsch der Amerikaner, kam es bedingt durch deutschen Widerstand der Wehrmacht zur Beschießung unseres Dorfes. Neben fünfzehn Anwesen, sowie einigen Nebengebäuden, wurde auch die alte Kirche ein Raub der Flammen.
Die historische Aufnehme zeigt die Grundmauern der zerstörten Kirche.
Genau vier Jahre später, auf den Tag, am 29. März 1949, fanden spielende Kinder im Altarsockel in einem Holzkästchen Münzen von der Grundsteinlegung 1740.
Bis zum Bau eines neuen Gotteshauses wich die Kirchengemeinde in den linken Saal der Schule aus. Gottesdienste und kirchliche Handlungen wie Trauungen und Konfirmationen fanden bis 1954 hier statt. Eine kleine Glocke vom Gutshof in Stockhausen wurde im oberen halbrunden Fenster der Schule angebracht. Schüler übernahmen abwechselnd das Läuten zu den verschiedenen Anlässen.
Bereits seit 1946 war man bemüht möglichst schnell eine neue Kirche zu errichten. Verschiedene Standorte wurden in Erwägung gezogen, bis man sich für den alten Platz entschied. Behördliche Stellen verlangten aber eine Verlegung in östlicher Richtung, um genügend Platz für Straßenführungen zu behalten. Die Gemeinde kaufte daraufhin das durch den Brand 1945 stark in Mitleidenschaft gezogene Anwesen von Landwirt Karl Heuser. Etliche Verhandlungen waren noch nötig bis endlich im Juli 1951 vom Architekten dem Bauamt in Lauterbach der Plan für das Kellergeschoss vorgelegt wurde. Die Genehmigung wurde erteilt.
Dem starken Willen und der unermüdlichen Einsatzbereitschaft von Ortspfarrer Karl Schulz ist es zu verdanken, dass am 7. August 1951 endlich mit den Arbeiten begonnen werden konnte. Zunächst musste der zerstörte Hof des Karl Heuser abgebrochen werden. Wo es möglich war, konnten durch kostenlose Gemeinschaftsarbeit einiges an Ausgaben eingespart werden.
Nach der Fertigstellung des Kellers und der Decke konnte am 9. September 1951 die Grundstein-legung erfolgen. Während eines feierlichen Gottesdienstes durch den Ortspfarrer und Probst Weinberger, legte dieser den symbolischen Grundstein in Form einer Urkunde* in den Sockel des künftigen Altars. Der vereinigten Posaunenchöre aus Rixfeld und Stockhausen sorgten für den musikalischen Rahmen. Neben einer großen Festgemeinde konnten die Barone Albrecht und Fritz Riedesel Freiherrn zu Eisenbach begrüßt werden.
*(Der Text der Urkunde die dabei im Altar eingemauert wurde
findet sich in „Unser Rixfelder Heimatbuch“ von Heinrich Decher, S. 76.)
Die Arbeiten gingen zügig voran. Bereits zwei Monate später waren die Außenmauern mit abschließendem Ringanker fertig. So konnte bereits im April 1952 das Oberhessische Holzwerk den Dachstuhl liefern. Das Richtfest wurde am Samstag, dem 26. April im Beisein der Maurer, Zimmerleute und der Kirchenvorstandsmitglieder gefeiert. Als Ehrengäste waren Baron Johann Riedesel, Direktor Schmidt und Ingenieur Zentgraf gekommen. Nach altem Handwerkerbrauch sprach Zimmermeister Schwing den Richtspruch. Professor Bernhard dankte dem Oberhessischen Holzwerk, dem einheimischen Maurermeister Friedrich Schaub und allen am Bau beschäftigten Arbeitern im Namen der Gemeinde- und der Ortskirchenverwaltung seinen Dank für vorbildlich geleistete Arbeit aus.
Verputzarbeiten und Innenausbau erfolgten im Sommer und Herbst. Durch Geldknappheit mussten die Arbeiten in 1953 vorübergehend eingestellt werden.
Im Frühjahr 1954 konnte endlich weitergearbeitet werden. Gleichzeitig machten Spenden der gesamten Bevölkerung die Anschaffung zweier neuen Glocken möglich.
Rohbau
In einem Gottesdienst am Sonntagnachmittag des 29. August 1954 konnte der Kirchenbau eingeweiht und gleichzeitig die neuen Glocken geweiht werden. Die Festpredigt hielt Oberkirchenrat Knell und übergab anschließend die Kirche ihrer Bestimmung. Mitgestaltet wurde die Feier von den Posaunenchören Stockhausen und Rixfeld, dem Kirchenchor Stockhausen und dem Gesangverein Edelweiß Rixfeld.
Einweihungsgottesdienst
Nach der kirchlichen Feier wurden die Gäste zu einer Kaffeestunde in das Gasthaus Habermehl eingeladen. Als Ehrengäste begrüßte Pfarrer Schulz Landrat Schücking, Baron Fritz Riedesel Freiherr zu Eisenbach mit Gattin, Freifrau Alice Riedesel, Gräfin Westerholt, Pfarrer Lerch als Vetreter der katholischen Gemeinde Herbstein, die Dekane Döll und Dotzert, Oberkirchenrat Knell als Vertreter des Kirchenpräsidenten Pastor Niemöller, Probst Weinberger, Pfarrer i. R. Lenz, der neun Jahre in der Kirchengemeinde tätig war, sowie die Handwerker und Arbeiter, die am Bau beschäftigt waren.
Die Gesamtkosten des Kirchenneubaues beliefen sich auf rund 134 500,-- DM.
Am 20. September 1959 erhielt die neue Kirche ihre erste Orgel. Von Orgelbauer August Möller und Sohn wurde das neue Instrument montiert. Es besitzt 8 Register, Pedal, ein Manual und Mixtur. Kirchenmusikmeister Wieber aus Laubach brachte die Vielfältigkeit der neuen Orgel zu Gehör. Die Festpredigt zur Weihe wurde von Pfarrer Karl Schulz gehalten.
Für Kosten von 150 000,-- DM erfolgte im Jahr 1995 die erste grundlegende Renovierung seit Bestehen der Kirche. Nach umfangreichen Arbeiten, dem Einbau eines neuen Fensters im Altarraum und der Restaurierung eines Bildes (Es zeigt die Kreuzigungsszene mit Rixfeld als Hintergrund.) konnte am 13. August das Gotteshaus wieder eingeweiht werden. Um 13.00 Uhr traf sich die Gemeinde zu einem Festgottesdienst. Eingeladen waren Probst Eibach und Dekan Matthias Gärtner. Mitgestaltet wurde die Feier durch den Posaunenchor und den Männerchor „Edelweiß“ Rixfeld. Das Fest endete mit einem gemütlichen Beisammensein aller Gäste rund um die Kirche bei Kaffee und Kuchen.