Das Dreschen
In früherer Zeit geschah dies mit Dreschflegeln. Es war eine kräftezehrende Arbeit, die zudem einige Übung erforderte. Gedroschen wurde zu zweit, zu dritt, oder gar zu viert. Man breitete das Dreschgut in der Tenne aus, die zuvor mit Planen ausgelegt worden war. Die Drescher gingen im Kreis um das Getreide herum und schlugen mit ihren Dreschflegeln auf die Ähren, bis die Körner herausfielen. Um im Rhythmus zu bleiben konnte man sich kleine Merksätze vorsagen. Einer für die Dreiergruppe ist mir noch im Gedächtnis: Du - Deck - Kopp. Du - Deck - Kopp.
Dann kam die Dreschmaschine und ab den 50/60 er Jahren war die neuste Errungenschaft: der Mähdrescher.
Die Dreschmaschine
Tags zuvor musste die Dreschmaschine „gestellt“ werden. Wichtig dabei war, dass sie nach allen Seiten waagrecht stand. Mit Bohlen, Holzkeilen und Winde wurde sie ausgerichtet. Meist war ihr Platz in der Tenne. Da unsere Scheune zu klein war, stellte man sie einfach daneben.
Den Antrieb durch eine Dampfmaschine habe ich in meiner Kindheit noch erlebt. Beim Holzzerkleinern für den Winter legte man die knorrigen Stücke fürs Dreschen auf die Seite, um dem Dampfkessel gut „einheizen“ zu können. Später erfolgte der Antrieb durch eine Lanz Bulldog mit Hartgummireifen. Bei uns war meist die Firma Zöckler aus Rebgeshain im Einsatz.
Als die Genossenschaft 1952 eine eigene Dreschmaschine anschaffte, wurde diese mit einem Elektromotor betrieben.
Das Dreschen war ein anstrengender arbeitsreicher Tag, wo viele Hände gebraucht wurden. Mit klopfen an der Dachrinne, dass man im jeweiligen Haus gut hören konnte, wurden die Helfer geweckt.
Wir Kinder warteten gespannt, bis sich die langen Antriebsriemen endlich in Bewegung setzten.
Die Garben warf man von den Zwischenböden der Scheune direkt auf die Maschine. Zwei Helfer waren damit beschäftigt die Strohseile aufzuschneiden und den Inhalt der Garben lose durch den Aufnehmer in die Maschine einzulegen. Der Rest war Aufgabe der Maschine. Die Spreu fiel nach unten heraus und musste von meist zwei Frauen bei Seite geschafft werden. Es war die dreckigste Arbeit beim Dreschen.
Am Vorderteil der Maschine befand sich die Strohpresse. Zu Ballen gepresste Halme wurden über eine Schräge nach oben transportiert und in der Scheune gelagert.
Die ausgedroschenen Körner gelangten über verschiedene Roste und Sieben zu den rückseitigen Abfüllstutzen, an die man die Säcke für das Getreide hängte. Mit einem Schieber verschloss man den Getreidefluss und konnte so einen Sack wechseln. Beim Hochheben der schweren Last auf eine Schulter half man sich gegenseitig. Zwei oder drei Träger waren den ganzen Tag damit beschäftigt das Getreide alle Treppen im Haus hinauf bis zum Dachboden zu tragen und auf der Bodendecke unter den Ziegeln auszuschütten. Hier war der beste Lagerort für das Getreide. Eine große Erleichterung für die Träger, war die Erfindung des Sackhebers. An der hinteren Wand der Dreschmaschine, direkt neben den Abfüllstutzen, wurde eine Hebevorrichtung montiert. Zwischen zwei Schienen bewegte sich eine Transportkette mit einer kleinen Plattform, die ausgekuppelt war. Stellte man einen Sack darauf und drückte damit einen Greifer gegen die Kette, fuhr der Sack langsam hoch und man konnte ihn bequem auf die Schulter nehmen.
In den letzten Jahren gab es erneute eine Erleichterung durch die Körnergebläse. Rohre wurden an der Hauswand entlang nach oben verlegt und das Getreide direkt auf den „Kehlboden“ geblasen.
In gewissen Abständen holten die Müller aus Stockhausen oder Altenschlirf mit ihren Pferdefuhrwerken das Getreide in Säcken ab, um es zu mahlen. Beim nächsten Mal brachten sie das frische Mehl mit, das zum Schutz gegen Mäuse in einer Truhe aufbewahrt wurde.
Der Mähdrescher
In den 50/60er Jahren verdrängte so nach und nach der Mähdrescher die Dreschmaschine. Das Abmachen des Getreides und das Dreschen erfolgte somit in einem Arbeitsgang.
In unserem Dorf gab es zu Beginn zwei Maschinen. Die eine bei der Genossenschaft (1951), gefahren von Walter Hedrich, die andere war im Besitz von Helmut Zulauf, der diese im Lohndruschverfahren einsetzte.